Am 4. Juni hat die OG Pflanzenkohle, in der auch Charnet vertreten ist, den Landwirtschaftsbetrieb Biohofacker Michael Kipfer in Stettlen besucht und die Pyrolyseheizung besichtigt. Knapp 20 Interessierte – Landwirte, Behördenvertreter, Pflanzenkohle-Produzenten und Futtermittelproduzenten – liessen sich die Funktionsweise der Anlage und den kaskadischen Einsatz der Pflanzenkohle erklären.
Seit November 2020 ist die Batch-Pyrolyseheizung PyroFarm bei Michael Kipfer in Betrieb, beheizt zwei Gebäude mit vier Wohnungen (inkl. Brauchwarmwasser) und produziert dabei Pflanzenkohle. Die Anlage betreibt Michael Kipfer mit Holzhackschnitzeln aus seinem 4,5 ha grossen Wald. Das Holz wird idealerweise im Winter geschlagen, gelagert und im Sommer trocken gehäckselt. Im Winter sind je nach Aussentemperatur eine bis zwei Batches pro Tag à 90 kg Holz nötig, um die Wärme bereitzustellen. Aus jedem Batch entstehen 18 kg Pflanzenkohle und zwischen 180 und 220 kWh Heizwärme. Die Wärme wird in einen Speicher mit einem Volumen von 4000 Litern geführt und von da werden die Wohnungen und Warmwasser-Boiler nach Bedarf beheizt. Die Pflanzenkohle wird mit einem Absauger direkt in einen Bigbag abgefüllt und dort mit Wasser abgekühlt.
Die Pflanzenkohle gibt Kipfer im Stall der Einstreu zu, mischt sie zusätzlich der Gülle und dem Mist bei. Mit diesen Hofdüngern wird die Pflanzenkohle schliesslich auf die Felder und Wiesen ausgebracht. Beim Schnuppern am Mist waren die Teilnehmenden beeindruckt, dass dieser gar nicht stank – eine der vielen Wirkungen der Pflanzenkohle.
Die Qualität der produzierten Pflanzenkohle ist sehr gut, wie mehrere Laboranalysen ergeben haben. Die Qualitätsstandards gemäss Düngerverordnung bzw. European Biochar Certificate (EBC) sind eingehalten. Die Pflanzenkohle ist jedoch nicht EBC-zertifiziert, weil das derzeit für eine solche Kleinanlage noch zu teuer ist. Im Rahmen eines Projektes in Zusammenarbeit mit der Bodenschutzfachstelle Bern wird Boden mit und ohne Pflanzenkohle regelmässig beprobt, untersucht und miteinander verglichen.
Die Pyrolyseanlage «PyroFarm» der Firma Pyronet von Michael Kipfer ist eine Feldtestanlage mit einer Leistung von 40 kW. Die neuen, serienmässigen Anlagen haben eine Leistung von 60 kW mit einer Wärmeproduktion von 350 kWh pro Batch. Je nach Gebäudestandard kann damit eine Wohnfläche von 500 bis 1000 m2 beheizt werden. Eine rentable Auslastung der Anlage wird mit minimal 1600 Vollbetriebsstunden erreicht.
In der angeregten Diskussion war einmal mehr die Qualität der Pflanzenkohle ein Thema und wie sie je nach Eigenschaften und Einsatzbereich sachgemäss angewendet wird. Es brauche mehr Sensibilisierung, waren sich die Anwesenden einig.
Bilder: Agridea