Am 9. Mai fand in Zürich die Mitgliederversammlung 2023 von Charnet statt. Eingeläutet wurde sie mit der Besichtigung eines Pilotprojektes der Stadt Zürich zum Thema Schwammstadt. An der anschliessenden Versammlung wurden zwei neue Mitglieder in den Vorstand gewählt.
Führung Schwammstadt-Pilotprojekt
Der Zürcher Kreis 5 – das ehemalige Industriequartier – ist einer der Hitzehotspots der Stadt, erklärt Andrea Saluz, Leiter Koordination Stadtbäume bei Grün Stadt Zürich den gut 20 Charnet-Mitgliedern und Gästen, die sich zur Begehung an der Giessereistrasse in Zürich eingefunden haben. Deshalb eigne sich der Standort sehr gut für ein Pilotprojekt zum Thema Schwammstadt: Im Hinblick auf heissere Sommer und längere Trockenperioden soll in Städten mehr Regenwasser zurückgehalten und über das Stadtgrün verdunstet werden. Dafür braucht es ein System zur Regenwasserbewirtschaftung sowie einen Sicker- und Verdunstungsbereich mit grossen Baumgruben, einem grossen Vegetationsbereich und einem wasserspeichernden Baumsubstrat. Während der Wintermonate wird das Regenwasser in die Kanalisation geleitet, um zu verhindern, dass Streusalz in den Boden eingetragen wird. Während des restlichen Jahres wird das Regenwasser in den Vegetationsbereich umgeleitet, wo es langsamer abfliesst und über die Bäume verdunstet wird. Das Baumsubstrat muss in der Lage sein, in kurzer Zeit viel Wasser aufzunehmen und dieses auch zu speichern. Das gewählte Substrat besteht aus Splitt mit vielen Hohlräumen, sowie Blähschiffer und Pflanzenkohle, zwei Materialien, die Wasser sehr gut speichern. Pflanzenkohle ist zudem ein gutes Trägermittel für Mikroorganismen, was die Gesundheit der Bäume fördert.
Im Rahmen des Projekts wurden neun Bäume an der Giessereistrasse nach dem Prinzip der Schwammstadt eingepflanzt. «Dabei haben wir drei Baumarten mit unterschiedlichem Wasserbedarf gewählt», erklärt Saluz. Daraus will die Stadt Anhaltspunkte gewinnen, welche Art sich für welche Standorte eignet: die einheimische Weide, die Ulme und die exotische Gleditschie (Gleditsia triacanthos). Beim Monitoring des Projekts beobachtet Grün Stadt Zürich insbesondere, ob die Bäume genug Wasser haben, wie lange das Wasser nach einem Regenfall bleibt und wie Feuchtigkeit im Boden verteilt ist. Die Salweide eignet sich etwa für Orte, an denen viel Wasser verdunstet werden muss, während sich die Gleditsia, mit wenig Verdunstung, ideal für trockene Standorte eignet.
Die bisherigen Erkenntnisse sind sehr positiv: Sowohl die Wasserspeicherung, die Nährstoffversorgung als auch die Sauerstoffversorgung sind sehr gut. Ein Pflanzenkohleanteil im Substrat von 5 bis 10 Prozent scheint den besten Kosten-Nutzen-Effekt zu versprechen. «Unsere Forschung ist aber noch sehr jung und wir sind gespannt, was sie uns noch zeigen wird. Klar ist: Die Qualität der Pflanzenkohle muss gut sein, ansonsten ist die Aufnahme und die Speicherung vom Wasser ungenügend», betont Saluz.
Andrea Gion Saluz von Grün Stadt Zürich stellte den Teilnehmenden das Schwammstadt-Pilotprojekt der Stadt Zürich vor.
Die Begehung konnte glücklicherweise bei trockenem Wetter stattfinden und stiess auf grosses Interesse.
Mitgliederversammlung in Kürze
An der Mitgliederversammlung in den Räumlichkeiten des Charnet-Mitglieds Hitachi Zosen Inova wurde die Jahresrechnung 2022 verabschiedet und das Budget für 2023 vorgestellt. Die Zahl der Mitglieder entwickelt sich zwar erfreulich, es brauche aber noch einen Effort von allen, um das angepeilte Budget zu erreichen. «Am effizientesten ist es, wenn alle Mitglieder ihr Netzwerk aktivieren und über ihre Kanäle Neumitglieder überzeugen», so der Appell von Präsidentin Trimurti Irzan. Weiter sind Einnahmen über Projekte geplant. Diese aufzugleisen, sei aber immer mit Aufwand verbunden. Auch hier fordert die Präsidentin die Mitglieder auf, mitzuziehen: Wer eigene Forschungs-, P&D-Projekte oder Studien lanciert, soll den Fachverband für die Kommunikation und Dissemination der Ergebnisse miteinbeziehen. Auch so könnte Charnet Einnahmen generieren.
Stefan Baumann (FiBL) und Andreas Dreisiebener werden für ihre Vorstandsarbeit verdankt.
Roman Hüppi, First Climate, und Lucas Fuchs, stefan eberhard AG, stellen sich vor.
Zwei Vorstandsmitglieder traten an der Mitgliederversammlung zurück: Stefan Baumann vom FiBL und Andreas Dreisiebner von der A777 Gartengestaltung. Sie wurden für ihren Einsatz verdankt. Einstimmig wurden zwei neue Vorstandsmitglieder gewählt: Lucas Fuchs von der stefan eberhard AG und Roman Hüppi von First Climate. Trimurti Irzan, Carbon Circle AG, wurde als Präsidentin für weitere zwei Jahre bestätigt. Ebenso bleiben die beiden Revisoren, Harald Fichtl von Ligno Carbon Schweiz und Ueli Steiner von Carbon Standards International für zwei weitere Jahre im Amt. Schliesslich informierte Vorstandsmitglied Stephan Gutzwiller über die Stellungnahmen von Charnet zur Revision der CO2– sowie der Düngerverordnung. Zu diesem Thema finden Sie hier einen separaten Beitrag.
Beim anschliessenden Apéro, von Hitachi Zosen Inova offeriert, tauschten sich die anwesenden Mitglieder angeregt aus.
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